Das Objekt Hauptstraße 1a, gegenüber vom Restaurant Pichler, ist in keinem guten Zustand und derzeit an sieben Parteien vermietet. Schon lange vor unserer Wahl in den Gemeinderat kam seitens der SPÖ der Vorschlag, im hinteren Grundstücksbereich neue Wohnungen zu errichten und danach die bestehenden Gebäude zu schleifen. Gegebenenfalls sollte an dieser Stelle ein weiteres neues Gebäude errichtet werden. Eine Einigung konnte zwischen den Parteien nie erzielt werden.

Der Vorschlag der SPÖ lautete daher im Oktober 2016 unverändert, den Bau mittels Baurechtsvertrag an die Genossenschaft Wien Süd (A. Krupp) zu vergeben. Das bedeutet, dass die Liegenschaft auf 25-30 Jahre an die Genossenschaft gegen einen geringen jährlichen Bauzins übertragen wird. Die Genossenschaft baut das Objekt, verwaltet es und vermietet es an Interessenten bzw. an die bestehenden Altmieter. Der Mietzins würde aufgrund der heute höheren Baukosten für die Altmieter jedenfalls auch bei dieser Variante teuer werden müssen. Nach 30 Jahren wird die Liegenschaft inklusive der Bauwerke an die Gemeinde übertragen. Die Position der ÖVP folgte dem Gedanken, dass die Gemeinde den Neubau selbst planen, ausschreiben und vermieten könnte und sich somit die Wertschöpfung der Gemeinde erhöhen ließe. Meinung prallt gegen Meinung, klassischer Hick-Hack und Stillstand waren die Folgen.

Nachdem beide Parteien ihre Positionen wie in der Vergangenheit unnachgiebig vertreten haben, hat es Pro Münchendorf übernommen, ein Berechnungsmodell für beide Varianten zu erarbeiten, um zu einem möglichst objektiven Vergleich zu kommen. Als Basis für die Berechnungen wurden einerseits die Angaben der Genossenschaft und andererseits die Kostenschätzungen des Bausachverständigen der Gemeinde herangezogen. Das Ergebnis war ziemlich eindeutig. Die Eigenbauvariante könnte nur mit einigem Risiko und bei optimalem Verlauf des Projektes für die Gemeinde günstiger sein. Wenn Risiken schlagend werden, wäre eine Verschlechterung des Ergebnisses sehr wahrscheinlich. Außerdem verfügt die Gemeinde nicht über ausreichende eigene personelle und fachliche Ressourcen, um ein Bauprojekt im Eigenbereich kostengünstig und professionell abwickeln und steuern zu können. Dieses Ergebnis wurde im Bauausschuss präsentiert und von allen Parteien akzeptiert.

Die SPÖ beharrte aber weiterhin darauf, dass die Genossenschaft Wien Süd das Baurecht für den Bau hinter dem bestehenden Gebäude bekommen sollte. Dieser Antrag wurde im Gemeinderat weder von der ÖVP, noch von Pro Münchendorf unterstützt, da aus unserer Sicht das Konzept von Beginn an in zwei Stufen über die gesamte Liegenschaft reichen sollte, um eine optimale Verwertung des gesamten Grundstück zu ermöglichen. Wir waren, ebenso wie die Kollegen von der ÖVP überzeugt, dass es durch Ideenwettbewerb viel bessere Konzepte geben könnte. Außerdem würden sich mehr Wohnungen errichten lassen, wodurch die spezifischen Kosten pro m2 Wohnraum günstiger kämen. Die Wohnqualität ließe sich außerdem erhöhen, wenn die Mieter nicht auf versiegelte Parkplätze und Verkehrsflächen schauen müssen, sondern auf eine Grünfläche rund um die Häuser.

Dies setzt eine Tieferlegung und Überplattung der Parkplätze voraus, die wiederum nur durch ein größeres Projekt finanzierbar wären. Nach heftiger Diskussion und Unterbrechung der Gemeinderatssitzung wurde dieser Vorgangsweise auch von der SPÖ unter der Bedingung zugestimmt, dass dadurch keine weitere Verzögerung des Projektes eintreten dürfe. Gleich nach der Gemeinderatssitzung, Anfang November 2016, hat es wiederum Pro Münchendorf übernommen, ein Pflichtenheft für einen kleinen Wettbewerb zu konzipieren, in dem fünf gemeinnützige Wohnbaugenossenschaften zu gleichen Rahmenbedingungen ihre architektonischen und technischen Konzepte zu erstellen haben. Im Bauausschuss wurde diese Vorgangsweise beraten, einvernehmlich fertiggestellt und am 24. 11.2016 beschlossen. Fünf Genossenschaften wurden angefragt, um bis Ende Jänner 2017 ihre Konzepte vorzustellen. Drei Genossenschaften, die zum Teil schon Objekte in Münchendorf errichtet haben, legten Konzepte unter Ausnützung des ganzen Grundstücks in zwei Bauphasen vor. Diese Konzepte zeigten bereits wesentliche Verbesserungsmöglichkeiten auf, umfassten deutlich mehr Wohnungen, gingen teilweise von einer abgesenkten Garage aus und boten teilweise höherwertige Architektur, waren aber noch nicht wirklich vergleichbar.

Im Februar und März fanden Gespräche mit allen drei Anbietern statt, wobei die Anforderungen von der Gemeinde nochmals präzisiert und nachgeschärft wurden. Kurz nach den Osterfeiertagen sollten die drei Anbieter ihre überarbeiteten Lösungen vorstellen. Danach wird der Bauausschuss die Lösungen evaluieren und die Entscheidung für die nächste Gemeinderatssitzung vorbereiten, in der die formelle Entscheidung für eines der Konzepte fallen wird.